Mitgliederversammlung 2024
In der Aula der Tom-Mutters-Schule fand wieder unsere jährliche Mitgliederversammlung statt.
„Es geht uns noch ganz gut“, resümierte der 1. Vorsitzende Bernhard Schmidt bei der Mitgliederversammlung der Lebenshilfe Kempten. Und das, obwohl die Auswirkungen der Corona-Krise sich auch personell immer noch „heftig“ auswirken. „Wir hoffen aber“, so ergänzte Geschäftsführerin Christine Lüddemann, „dass wir im Frühjahr beispielsweise unsere 15. Gruppe in der Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) wieder öffnen können. Allerdings ist es so: wir können weder im Wohnbereich noch in der HPT grundsätzlich einen Platz garantieren.“
Wichtig war dem Vorstand und der Geschäftsleitung auch, deutlich „Flagge zu zeigen“: „Wir haben einen Grundsatzbeschluss, dass wir uns politisch neutral verhalten. Es hat aber in dieser Zeit entwürdigendes Gedankengut gegen Menschen mit Behinderung gegeben. Dazu werden wir uns als Verein künftig äußern, es nicht einfach hinnehmen“, betonten Schmidt und Lüddemann unter dem Beifall der ca. 50 Teilnehmenden an der Versammlung.
Integration und Inklusion sind Daueraufgaben – und werden auch in Zukunft wichtig bleiben. Hier kritisierte Christine Lüddemann, dass die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes am Bürokratismus und am fehlenden Geld „kranke“. Auch ändere sich die Klientel, mit der die Lebenshilfe Kempten zu tun habe. Es gebe beispielsweise immer weniger Menschen mit Down-Syndrom, dafür aber immer mehr „Systemsprenger“, die einfach durch auffälliges Aggressionsverhalten eine viel intensivere personelle Betreuung benötigten und auch nicht immer in Gruppen integrierbar seien. Denn, so Lüddemann: „Wir sind nach wie vor eine offene Einrichtung.“
„Der Bezirk kennt unsere Not, hat aber auch keine Antwort. Es gibt aktuell (auch in Kempten) zu wenig Förderstättenplätze.“ Vielleicht müsse man – wie in den Gründerjahren – wieder persönlich nach Augsburg und München fahren und Hilfe einfordern, zeigte sich Lüddemann kämpferisch für die Menschen mit Behinderung in der Lebenshilfe Kempten und in der Region.
Ein paar Zahlen: Die Bilanzsumme der Lebenshilfe Kempten in 2023 belief sich auf knapp 25 Mio. €. Bernhard Schmidt erläuterte: Gemeinsam mit den Allgäuer Werkstätten gehe es um eine Bilanzsumme von über 50 Mio. € bei mehr als 1000 Mitarbeitenden. „Damit sind Lebenshilfe und Allgäuer Werkstätten in Kempten und der Region sehr wohl auch ein wirtschaftlicher Faktor“, betonte er.
Im kommenden Jahr wird die Lebenshilfe Kempten 60 Jahre jung (und die Allgäuer Werkstätten 50 Jahre). Statt einem großen Fest will man kleine Feierlichkeiten begehen, die insbesondere den Menschen mit Behinderung zugutekommen.
Ein weiterer Punkt auf der Mitgliederversammlung war das Thema Wohnen. Inzwischen bietet die Lebenshilfe Kempten unterschiedlichste Wohnformen an, zum Beispiel für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung oder erwachsene Menschen mit seelischer Behinderung. Dennoch könne nicht jede Anfrage nach einem Wohnplatz erfüllt werden, so Lüddemann. Die Entscheidung, wer einen freien Platz bekommt, trifft bei der Lebenshilfe Kempten keine Einzelperson, sondern eine Wohnplatzvergabekommission. „Dadurch gewährleisten wir einen transparenten und gerechten Prozess“, betonte Christine Lüddemann.
Ein großer Dank ging von Vorstand und Geschäftsführung in Richtung der Mitarbeitenden und der Mitglieder. „Zusammen können wir viel bewirken!“
Ein wichtiger Bestandteil der Mitgliederversammlung war auch wieder die Ehrung der langjährigen Mitglieder. Neben den zehn-, 20- und 30-jährigen gab es in diesem Jahr auch zwei Mitglieder, die bereits 40 Jahre dabei sind.
Text und Bilder: moriprint